Cheysuli 04 - Die Fährte des weißen Wolfs by Jennifer Roberson

Cheysuli 04 - Die Fährte des weißen Wolfs by Jennifer Roberson

Autor:Jennifer Roberson [Roberson, Jennifer]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-03T00:00:00+00:00


Kapitel Sechs

Ich sorgte dafür, daß Gisella bequem auf einem gepolsterten Sessel, bei dem noch drei weitere standen, auf dem Podest sitzen konnte. Zwei der Sessel waren für den Mujhar und seine Königin und einer für mich bestimmt. Aber sie blieben alle drei leer.

Während ich besorgt bei Gisella stand, ergriff sie meine Hand. Diese Bewegung erinnerte mich an 'Solde und wie sie die Hand nach Ceinn ausgestreckt hatte. Es erinnerte mich an den Kampf auf ihrem Gesicht, als sie den Lirhalsreif abgenommen und Ceinn gesagt hatte, daß es kein Kind geben würde.

Während ich Gisellas Hand hielt, schaute ich auf meine Frau und das Kind hinunter, das ihren Leib wölbte. Die Frucht der Bemühungen eines Mannes und ein Zeichen der für das Haus von Homana so notwendigen Fruchtbarkeit. Und doch – es schien, als könnte ich mich kaum daran erinnern, wie wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Nur ein ganz schwaches Aufflackern flüchtiger Erinnerung sagte mir, daß ich einst jemand anderen als Gisella gekannt hatte.

Ich verzog insgeheim das Gesicht. Ich hatte mich kaum zölibatär verhalten, bevor wir nach Atvia gesegelt waren. Zweifellos erinnerte ich mich an die unwichtigen Frauen so schlecht, weil mich mehr beschäftigte, wer ich war, als was ich zu ihrer Erbauung tun konnte.

Ich dachte plötzlich an die aus solchen Vereinigungen geborenen Kinder, an die Früchte der Bemühungen eines Mannes auf Feldern, die bereits gut bestellt waren. Ich hielt es für wahrscheinlich, daß ich keine Bastarde gezeugt hatte, weil eine Frau, die einen Prinzen empfängt, es in der Hoffnung darauf, Geld oder Schmuck oder Gunst zu erlangen, sicherlich sagen würde. Aber ich wußte auch, daß es gut möglich war, daß ich vor dem Kind in Gisellas Bauch tatsächlich eines oder zwei andere gezeugt hatte. Und das ließ mich an Carillon denken, der ein Kind gezeugt hatte, das nun mein pures Dasein bedrohte, ganz zu schweigen von meinem Recht, den Löwenthron zu erben.

Der Löwe von Homana. Gisella hatte gefragt, ob ich selbst der Löwe wäre. Und jetzt betrachtete ich den Mann, der es tatsächlich war.

Er trug seine karmesinrot gefärbte Lederkleidung, deren Kragen mit schmalen, auf das Leder aufgenähten Goldplättchen versehen war. Auf seiner Stirn lag ein einfaches Diadem aus gehämmertem Gold und ungeschliffenen Rubinen. Und an seiner linken Seite hing in einer mit Runen versehenen Lederscheide das Schwert, von dem behauptet wurde, daß es magisch sei.

Mein Vater bewegte sich nicht durch den Raum, sondern er ließ den Raum zu sich kommen. Er stand ruhig nahe einem der gewölbten Bögen und empfing jene, die mit ihm sprechen wollten. Er hätte dies von dem Sessel auf dem Podest aus tun können. Aber es gehörte zu ihm, daß er es vorzog, von Fallen wie Thronen und laut ausposaunten Verkündungen seiner Ankunft fernzubleiben. Es überraschte mich, daß er das Schwert trug, da er dessen Gürtel nur selten anlegte. Er legte kaum jemals Hand an das Heft, als widerstrebe es ihm, seine meisterhafte Beherrschung des Schwertes zu zeigen.

Er würde natürlich niemals zugeben, ein Meister zu sein. Er würde sich eher als den Diener des Schwertes bezeichnen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.